Regionale Perfusionstechniken
Die Technik einer isolierten Perfusion bestimmter Körperteile wurde erstmals von Ryan et al. sowie Creech et al. im Jahre 1958 etabliert (1,2). Vorteil einer solch isolierten Perfusion ist die gleichmäßige Exposition einer bestimmten Körperregion mit extrem hohen Konzentrationen von Chemotherapeutika (Abb.2). Die Technik dieser Perfusionen konnte in den letzten Jahren zum einen auf verschiedene Körperregionen erweitert werden, wie z.B. die Thorax-, Abdominal-, oder Beckenregion, zum anderen erfuhr sie infolge Verbesserung der Katheter eine zunehmende Vereinfachung und Standardisierung. So ist heutzutage nur noch ein minimal invasiver Zugangsweg über die Leiste notwendig im Gegensatz zu der früher notwendigen Laparotomie z.B. für die Beckenregion. Dies führt letztlich zu einer Verminderung der Belastung für den Patienten und dementsprechend auch zu einer weiteren Verbreitung solcher Behandlungsmaßnahmen.
Am Beispiel der isolierten, hypoxischen Abdomenperfusion soll hier der pharmakokinetisch nachweisbare Behandlungsvorteil am Beispiel des Zytostatikums Treosulfan exemplifiziert werden (Abb. 3) (3). Diese Behandlungsform zeigte eine hohe Effektivität bei Patientinnen mit fortgeschrittenen und mehrfach vorbehandeltem Ovarialkarzinom. Dabei wurde bei akzeptabler systemischer Nebenwirkungsrate Treosulfan in einer Dosis von 2600 mg/m² als Teil einer Kombinationstherapie verabreicht. Die pharmakokinetischen Daten zeigen gegenüber dem systemischen Kompartiment in der oberen Körperhälfte einen Konzentrationsvorteil von 3,5 : 1 sowohl für die maximale Konzentration als auch für die Fläche unter der Kurve (AUC).
Beim Vergleich dieser Daten mit dem pharmakokinetischen Profil von Treosulfan unter Hochdosis-Chemotherapie mit Stammzell-Support - hierzu wurde Treosulfan in einer Dosis von 10.000 mg/m² verabreicht – zeigt sich eine Verdopplung der Peak-Plasma-Konzentration (Abb.4). Die Fläche unter der Konzentrations-Kurve (AUC) ergab für beide Applikationsformen dieselben Werte, wobei jedoch bei regionaler Anwendung nur ein Viertel der Dosis im Vergleich zur systemischen Verabreichungsform verwendet wurde (4-6).
Literatur:
- Creech O et al.: Chemotherapy of cancer: regional perfusion utilizing an extra corporeal circuit. Ann Surg; 148: 616-632, 1958
- Ryan RF, et al; Selected perfusion of isolated viscera with chemotherapeutic agents. Surg Forum, 8: 158, 1958
- Harstrick A, Wilke H, Eberhardt W, Klaassen U, Strumberg D, Korn M, Scheulen ME, Baumgart J, Seeber S. A phase I dose escalation trial of intravenous treosulfan in refractory cancer. Onkologie 1996, 19:153-156.
- Hilger RA, Harstrick A, Eberhardt W, Oberhoff C, Skorzec M, Baumgart J, Seeber S, Scheulen ME. Clinical pharmacokinetics of intravenous treosulfan in patients with advanced solid tumors. Cancer Chemother Pharmacol 1998 42:99-104.
- Müller H, Hilger RA Curative and palliative aspects of regional chemotherapy in combination with surgery; Supp. Care in Cancer; 2003; 11: (1): 1-10
- Scheulen ME, Hilger RA, Oberhoff C, Casper J, Freund M, Josten KM, Bornhäuser M, Ehninger G, Berdel WE, Baumgart J, Harstrick A, Bojko P, Wolf HH, Schindler AE, Seeber S. Clinical phase I dose escalation and pharmacokinetic study of high-dose chemotherapy with treosulfan and autologous peripheral blood stem cell transplantation in patients with advanced malignancies. Clin Cancer Res 2000, 6:4209-4216.