Informationen über die Regionale Hyperthermie
Was ist Hyperthermie?
Bei der Hyperthermie wird das Tumorgewebe von außen auf eine Temperatur bis 46°C überwärmt, wobei das darüberliegende gesunde Gewebe durch die Hitze nicht beschädigt wird. Durch intensive thermobiologische Grundlagenforschung, die seit den siebziger Jahren betrieben wird, wissen wir heute, dass Temperaturen ab 40,5° Grad in bösartigen Geweben zytotoxisch wirken, d.h. eine abtötende bzw. wachstumshemmende Wirkung auf bösartiges Gewebe haben.
Die Medizin verfügt heute über Hochtechnologiegeräte, die den Anforderungen einer gezielten Überwärmungstherapie entsprechen.
Tumorzellen verändern sich unter der Hitzeeinwirkung so, dass das körpereigene Immunsystem sie besser von gesundem Gewebe unterscheiden kann. "Hitzeschockproteine" dienen den Abwehrzellen als Erkennungszeichen. Diese Proteine erscheinen bei Überwärmung auf den Oberflächen von Tumorzellen, nicht aber auf den normalen Zellen.
Die Wirksamkeit der Überwärmung (Hyperthermie) stützt sich im wesentlichen auf fünf Mechanismen:
- Stoffwechselveränderungen und Proteinveränderungen, die zum Absterben bösartiger Zellen führen.
- Direkte Wärmewirkung und Übersäuerung des Tumors durch Stoffwechselprodukte, die nicht ausreichend abtransportiert werden können.
- Hemmung der Reparaturmechanismen bösartiger Zellen und höhere Durchlässigkeit der Membranen für Chemotherapie, wodurch eine größere Wirksamkeit erzielt wird.
- Unspezifische Stimulation des Immunsystems durch Aktivierung bestimmter weißer Blutkörperchen, die gegen die Tumorzellen gerichtet sind.
- Schmerzlinderung durch die Blockade von Schmerzrezeptoren.
Besonders positiv wirkt sich bei der Hyperthermie die Tatsache aus, dass es bei sachgerechter Handhabung kaum zu gravierenden schädlichen Nebenwirkungen kommt.
Die Hyperthermie ist eine Bereicherung der Onkologie bzw. unserer therapeutischen Möglichkeiten, weil sie die Effekte der konventionellen Therapie eindeutig erhöht. Forschungen haben ergeben, dass Tumorüberwärmungen zur Wachstumshemmung von Tumorzellen und zu Tumorverkleinerungen bis zur Tumorheilung führen und dass der therapeutische Nutzen von der Hyperthermiedosis (Temperaturhöhe x Anwendungsdauer) abhängt.
Die regionale Tiefenhyperthermie
Mit der regionalen Tiefenhyperthermie wird ein begrenztes und definiertes Gebiet behandelt insbesondere eignet sie sich für tiefliegende Tumore. Die im Tumorgewebe erzeugte Temperatur liegt dabei zwischen 43,0°C und 46,0°C und muss ausreichend im Tumor verteilt werden. Die Tiefenhyperthermie wird als Monotherapie eingesetzt, als Kombinationstherapie mit Chemo- und / oder Strahlentherapie und als Kombinationstherapie mit biologischer Immuntherapie.
Der Effekt der Hyperthermie auf Tumore ist in der Regel durch die verminderte Thermoregulationsfähigkeit (Fähigkeit, die Temperatur zu regeln) des Tumors bedingt. Eine regionale Überwärmung führt zu einer vermehrten Durchblutung des den Tumor umgebenden gesunden Gewebes, wodurch es zu einer reaktiven Minderdurchblutung im Tumor kommt. Je schlechter die Durchblutung im Tumor, desto günstiger der therapeutische Erfolg.
Welche Risiken gibt es?
Im Vergleich zu den meisten anderen Therapieformen bei Tumorerkrankungen ist die Hyperthermie ein schonendes Verfahren. Nebenwirkungen bestehen in erster Linie in Form von leichten Mißempfinden unter der Haut, die durch die Wärmeentwicklung in der Tiefe entstehen und sich nach der Behandlung zurückbilden. Zur Verhinderung einer Verbrennung der Haut wird während der Behandlung die aufgelegte Antenne durch einen Kühlkreislauf gekühlt. Mögliche leichte Rötung der Haut (z.B. wie leichter Sonnenbrand) können in seltenen Fällen auftreten, bilden sich jedoch rasch zurück.
Aufgrund gestörter Temperaturregulation wegen schlechterer Durchblutung im Bereich Narben müssen diese besonders geschont werden.
Ebenso kann es durch Überwärmung gesunden Gewebes zu einem kurzfristigen Anstieg der Körpertemperatur kommen, die medikamentös und durch Kühlelemente behandelt werden kann.
Infolge verstärkten Absterbens bösartiger Zellen kann es in den Tagen nach der Hyperthermiebehandlung zu leichten Fieberschüben kommen, die in der Regel jedoch auch gut zu therapieren sind.
Bestimmte Faktoren müssen jedoch besonders beachtet werden, denn mögliche Nebenwirkungen können auftreten bei Patienten mit:
- Herzschrittmachern und anderen Schrittmacher-Elektroden
- Gelenkersatz
- Gestörter thermischer Wahrnehmung
Bei diesen Patienten ist eine Verbrennung durch unerwünschte Überhitzung der Fremdkörper (Implantate) möglich.
Es ist nicht auszuschließen, das die Elektronik der Schrittmacher gestört wird und infolgedessen Funktionsstörungen auftreten.
Wir geben Ihnen gerne Auskunft im Aufklärungsgespräch. Bitte fragen Sie uns nach allem, was Ihnen wichtig erscheint.